Die Bedeutung des Rotmilans in unseren Breiten erstreckt
sich nicht nur auf die Besonderheit, dass der Weltbrutbestand dieses Taggreifs
zu ca. 60 % in der Bundesrepublik Deutschland liegt, sondern auch auf die
Wertigkeit seines Lebensraums.
Betrachtet man sich die Dichtezentren dieser Vogelart,
erkennt man aufgrund der Biotopstrukturen, dass es gerade jene Lebensräume
sind, die in unserem heutigen Landschaftsbild immer mehr verschwinden.
Extensiv
genutzte offene bis halboffene Landschaftsräume sind Primärhabitate des
Rotmilans.
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NSG Sauertal bei Grundsteinheim (Lichtenau) |
Elementar für den Rotmilan ist die Erreichbarkeit des
Bodens. Nur so kommt er an seine Beute, häufig Aas. Beweidetes Grünland,
Luzerneschläge oder Kleeäcker sind in der heutigen Landwirtschaft aber nicht
sehr gewinnträchtig. Stickstoffintensive Mais- oder Rapsäcker stellen heute
lukrativere Alternativen dar als eine Viehweide.
Mit dem Verschwinden der traditionellen Nutzung geht der
Rückgang jener Arten einher, für die diese Nutzungsformen von elementarer
Bedeutung waren und sind. Werfen wir einen Blick in die aktuelle „Rote Liste“
der Brutvögel in NRW, finden wir diese Arten überproportional vertreten.
Wachtel, Rebhuhn, Grauammer belegen traurige Spitzenwerte im
Bestandsrückgang. Aber auch die „Allerweltsarten“ wie Feldlerche, Bluthänfling
oder Goldammer fügen sich in die Reihe jener Arten ein, die im Bestand
bedrohlich zurückgehen.
Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Die heutige
Landwirtschaft erfüllt die Ansprüche unserer Konsumgesellschaft. Aber sollte es
nicht möglich sein durch unser eigenes Verhalten und einige Korrekturen auf der
politischen Ebene ein Landschaftsbild inklusive seiner landwirtschaftlichen
Nutzung zu sichern, das ein Überleben der Arten des Offenlandes ermöglicht?
Vielleicht gelingt uns dieses mit einer Vogelart, für die
wir eine internationale Verantwortung haben und die stellvertretend für ein
ganzes Landschaftsbild steht.
Dem
Rotmilan.
von Dirk Grote