Für Heiko Seyer von den lippischen
Rotmilanfreunden, war es ein grausiger Fund am Karfreitag: Bei Horstkontrollen
war ihm aufgefallen, dass einige Rotmilane fehlten, die kurz zuvor noch in
ihren Horsten zu beobachten waren. Unter einem der Horstbäume lag ein totes
Rotmilanweibchen, das offensichtlich gerade mit der Eiablage beschäftigt war.
Eines der Eier klemmte noch in dem Kadaver.
„ Das Ei ist voll entwickelt und nicht deformiert. Ein Weibchen,
das solche Eier produziert, ist gesund und leidet keinen Futtermangel“, so der
Experte. Eine Möglichkeit sei eine Vergiftung, so Seyer. „In einem solchen Fall
kann es sein, dass das Weibchen im Todeskampf vom Baum fällt und dann nahe dem
Baum qualvoll verendet“, so Seyer.
Denn in der Regel sterben Vögel am Boden. Dann greift noch ein Reflex, der sie
Schutz suchen lässt. Die sterbenden Vögel versuchen noch irgendwie Deckung zu finden.
Deswegen werden sie dann oft an geschützten Stellen gefunden, wie in diesem
Fall direkt am Stamm des Horstbaumes.
Erst kürzlich war ein Vergiftungsfall im Nachbarkreis
bekannt geworden, die letzten Funde von vergifteten Rotmilanen in Lippe liegen
bereits zwei Jahre zurück. „Mich macht es stutzig, dass gerade hier, wo es
einen besonderen Schwerpunkt der Rotmilanverbreitung gibt, plötzlich einige der
Greife verschwunden sind“, so Seyer. Allerdings, so wurde bekannt, hatte es in
Bad Meinberg vor kurzem den Verdacht gegeben, dass illegale Giftköder ausgelegt
worden seien.
Eine zweite Möglichkeit, so der Ornithologe Dirk Grote, der
ebenfalls zu den Rotmilanfreunden zählt, sei allerdings eine natürliche
Todesursache. „Besonders bei jungen Weibchen kommt es vor, dass Eier im
Legekanal stecken bleiben. Das Weibchen presst, dabei können Adern platzen und
das Ei verfärben. Das Tier kann daran sterben“, erklärt Grote.
Um sicher zu gehen, dass es sich nicht um einen
Vergiftungsfall handelt, haben die lippischen Rotmilanfreunde das verendete
Tier inzwischen dem staatlichen Veterinäruntersuchungsamt zukommen lassen.
Sollte es sich um eine Vergiftung handeln, so werde Anzeige erstattet. „Dann
besteht die Gefahr, dass nicht nur Rotmilane getötet werden. Giftköder können
durchaus auch Haustiere wie Katzen und Hunde
in Mitleidenschaft ziehen. Auch spielende Kinder sind gefährdet“, berichtet
Heiko Seyer, der sich intensiv mit Greifvogelverfolgung beschäftigt.
Aus
diesem Grund rufen die Rotmilanfreunde dazu auf, verdächtige Köder oder
verendet Tiere sofort zu melden. Denn im Fall einer Vergiftung handelt es sich
um eine Straftat, bei der die Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln und Beweise sichern muss. „Das ist
wichtig, denn hier beseht nicht nur Gefahr für die geschützten Greifvögel,
sondern auch für die Bevölkerung“, sagt Heiko Seyer. Zunächst aber hoffen die
Rotmilanfreunde, dass es sich um einen natürlichen Tod des Rotmilanweibchens
handelt.